Fabeln zeitlos-modern

Französisches Gastspiel mit der Fabel „Die Grille und die Ameise“ am Gymnasium Kronshagen.

Wo ist eigentlich euer „Grillen-Raum“ in eurem Leben? Genau das war die Frage, mit der die Schauspielerin Marina Lahann die Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen einfing und damit die Essenz der Fabel aktualisierte und in die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen brachte.

Die „Grille und die Ameise ist wohl eine der berühmtesten Fabeln von Jean de La Fontaine und  wurde von ihm im 17. Jahrhundert in Versform gebracht. Es geht dabei um eine Grille, die den ganzen Sommer gesungen, aber nicht für den Winter vorgesorgt hat. Als sie mit einsetzendem Winter nicht mehr weiterweiß vor Hunger und Kälte, bittet sie die fleißige Ameise um Hilfe. Diese weist sie jedoch zurück und sagt: „Wenn du so schön gesungen hast, dann tanz doch jetzt!“.

Das Ende der Fabel hat die Schauspielerin umgestaltet, in Anlehnung an eine Variante der Fabel des bekannten Kinderbuchautors Janosch. Ein solidarischer Maulwurf kümmert sich um die notleidende Grille, schließlich habe die Grille ja im Sommer für die anderen gesungen: „Tu m’as chauffé mon coeur avec ta musique“(„Du hast mein Herz mit deiner Musik erwärmt“)

Marina Lahann, die an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin studiert hat, gelingt es nun, die Handlung der Fabel äußerst lebendig zu gestalten, indem sie Musik, Tanz und Gesang einfließen lässt (mit den bekannten Lieder „V’la l’bon vent“ und „En passant par la Lorraine“). Auch durch die direkte Interaktion mit dem Publikum fesselt sie die Aufmerksamkeit und die Schülerinnen und Schüler pfiffen begeistert den Frühling herbei und simulierten den Wind.

In der anschließenden Gesprächsrunde mit der Schauspielerin, die auch als Theaterpädagogin arbeitet, lobten die Jugendlichen den Kunstgriff, dass der Text auf Deutsch bewusst mit einem französischen Akzent gesprochen wurden und Marina Lahann so mühelos von Französisch ins Deutsche sprang. So konnten auch diejenigen, die nicht so fortgeschritten im Verständnis waren, mühelos folgen. Es stellte sich zudem heraus, dass das Stück in der Corona-Zeit entstanden ist, als sich die Frage nach „systemrelevanten“ Berufen stellte. Die Parallele von Grille und der Schauspielerin selbst ergibt sich automatisch. So fragte M. Lahann die Schülerinnen und Schüler, inwiefern sie denn solche „Grillen-Räume“ in ihrem Leben hätten. Einige der Acht- bzw. NeuntklässlerInnen nannten dann ihre Hobbys, wie z.B. das Zeichnen, das Schreiben eines Gedichts, die Musik mit der Gitarre oder das Motorradfahren. Und so kam man der Aktualität und Modernität der Fabel von La Fontaine ganz nah.

Text und Fotos: Ariane Schmidt-Radefeldt       


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